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Unterschätzter Hebel gegen Fachkräftemangel

  • Autorenbild: Frank Bergmann
    Frank Bergmann
  • 1. Mai
  • 2 Min. Lesezeit

In Gesprächen mit Unternehmern begegnet uns immer wieder das gleiche Muster: Arbeitssicherheit wird als Pflicht gesehen, nicht als Chance. Gleichzeitig klagen viele über Fachkräftemangel, unzuverlässige Bewerber und steigende Fluktuation. Dabei liegt die Verbindung auf der Hand – sie wird nur zu selten erkannt.




Sicherheit fühlt sich an wie Wertschätzung

Wer in einem Unternehmen arbeitet, in dem auf Sicherheit geachtet wird, fühlt sich ernst genommen. Arbeitsschutz ist ein sichtbares Signal: "Dein Wohl liegt uns am Herzen." Und das bleibt nicht intern. Mitarbeiter reden darüber – mit Freunden, Familie, in sozialen Medien. Ein guter Ruf als Arbeitgeber entsteht nicht durch Hochglanzbroschüre oder Karrierewebseite, sondern durch das, was intern gelebt wird.


Altes Denken verhindert Fortschritt

Viele Unternehmer erwarten noch immer die "Extra-Meile" von ihren Leuten. Die Vorstellung: Wer hier arbeitet, tut das aus Überzeugung. Doch die Realität sieht anders aus. Neun von zehn Mitarbeitenden machen ihren Job, weil er ihren Lebensunterhalt sichert – nicht, weil sie das Produkt lieben. Wer das ignoriert, verkennt, wie Motivation heute funktioniert.

Moderne Mitarbeitende wollen gesehen werden. Nicht durch einmalige Prämien, sondern durch echtes Interesse am Menschen. Wer heute 200 Euro im Monat mehr bekommt, wird das oft höher bewerten als eine Einmalzahlung von 800 Euro in vier Monaten. Klingt irrational? Ist es auch. Und trotzdem ist es menschlich.


Daniel Kahneman liefert die Erklärung

Der Nobelpreisträger Daniel Kahneman beschreibt in "Schnelles Denken, langsames Denken", wie Menschen Entscheidungen treffen. Seine "Prospect Theory" zeigt: Wir bevorzugen sichere, sofortige Gewinne gegenüber höheren, späteren Gewinnen – selbst wenn Letztere objektiv mehr wert wären. Dieses Verhalten ist tief verankert. Es erklärt, warum kurzfristige Wertschätzung emotional stärker wirkt als langfristige Versprechen.

Für Arbeitgeber bedeutet das: Statt Weihnachts- oder Urlaubsgeld als große Einmalzahlung zu zelebrieren, kann ein monatlicher Benefit – z. B. ein Tankgutschein oder 1-2 Tage Sonderurlaub für Eltern – viel mehr Bindung erzeugen.


Arbeitsschutz ist mehr als Gesetzestreue

Ein sicherer Arbeitsplatz ist heute Teil des Employer Brandings. Unternehmen, die Arbeitssicherheit nicht als reaktive Pflicht, sondern als proaktive Wertschätzung begreifen, werden attraktiver. Sie ziehen genau die Menschen an, die über Werte nachdenken, nicht nur über Zahlen.

Und: Wer Mitarbeitende absichert, schafft Vertrauen. Vertrauen führt zu Loyalität. Loyalität senkt die Fluktuation. So entsteht Stabilität – ein Wert, der in Zeiten von Fachkräftemangel unbezahlbar ist.


Fazit: Wer heute die Menschen sieht, wird morgen die Menschen haben

Arbeitssicherheit kostet Geld. Wertschätzung braucht Zeit. Aber beides ist eine Investition, die sich mehrfach auszahlt. Unternehmen, die das verstanden haben, brauchen nicht auf den "richtigen" Bewerber zu hoffen. Sie ziehen ihn an – ganz von allein.

Arbeitsschutz ist keine Last. Er ist eine Chance. Man muss sie nur nutzen.


 
 
 

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